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13.2 Ausgewählte Kapitel zur Infrastruktur "Bildungs- und kirchliche Einrichtungen"

13.2.1 Geschichte der Schulen auf dem Rastpfuhl
Planungen für eine Schule auf dem Rastpfuhl unweit des Altbaus der heutigen Knappenrothschule gab es bereits in den 1930er-Jahren und Anfang der 1940er-Jahre im Rahmen der Wohnbau-Planungen für das Gebiet östlich der Lebacher Straße zwischen der Straße im Knappenroth und der heutigen Rheinstraße, s. Kap. 10.5.4 Bebauungs- und Straßenpläne "Klein Moskau".
Der Rastpfuhl erhielt jedoch erst nach dem zweiten Weltkrieg der Rastpfuhl eigene Schulgebäude. Davor, auch nach dem Bau der Waldsiedlung gab den Jahren 1935/36, mussten die Volksschüler die Schulen in Burbach oder auf der Rußhütte besuchen. Dabei bildete die Lebacher Straße die Grenze für die Schulbezirke.
Nach dem Krieg wurde der Schulbetrieb offiziell am 1. Oktober 1945 wieder aufgenommen. Wie vor dem Krieg mussten die Kinder nach Burbach oder auf die Rußhütte und jetzt auch nach Malstatt gehen. Da jedoch sehr viele Klassenräume im Krieg zerstört wurden, mussten ab 11.11.1946 zusätzlich zwei Säle in der Gastwirtschaft Zum Rastpfuhl (Inhaberin Luise Holzwarth) und ein Nebenraum Gasthaus Ballier in der Leipziger Straße angemietet und zu Klassenzimmern umfunktioniert werden. Nach den Sommerferien 1948 wurde ab dem 1. September überwiegend nur noch die Schule auf der Rußhütte benutzt. Zudem wurde am Burbacher Waldfriedhof eine Baracke, die vom Schweizer Hilfswerk stammte, für den Schulbetrieb verwendet. Dabei handelt es sich wahrscheinlich um die Baracke, in der später ein Kindergarten untergebracht wurde. Aufgrund der Raumnot musste der Schulbetrieb jahrgangsweise oder mit den Kindern von der Rußhütte in Wechselschicht vormittags/nachmittags durchgeführt werden.
Am 23.9.1948 begann der Bau des "Notschulgebäudes" mit 3 Sälen für maximal 3 X 44 Schüler an der Moselstraße. Nach einer Bauzeit von nur knapp einem Jahr wurde das Gebäude am 31.8.1949 eingeweiht. Der Platz reichte jedoch nicht aus, so dass weiterhin die Grundschule auf der Rußhütte und die Baracke mitbenutzt werden musste. Auch die Wechselschicht musste vorläufig beibehalten werden.
Um endlich die Raumnot zu beseitigen, plante man daraufhin unter der Leitung des Stadtbaudirektors Peter Paul Seeberger den Bau der Knappenrothschule, der heutigen Ganztagsgrundschule. Die Bauphase der Gebäude an der Eifelstraße dauerte vom 31.3.1952 bis zum 7.1.1954 , die des zweiten Baubabschnitts von 1957 bis August 1961. Die Gebäude des 2. Bauabschnitts schlossen sich westlich an die vorhandenen Gebäude an. Bis 1964 kamen dann die Pavillons an der Straße im Knappenroth dazu, in der der Schulleiter, ein Lehrerzimmer sowie die Stadtteilbibliothek, heute "Kultur-und Lesetreff Knappenroth", untergebracht wurden.
Der Bau der Turnhalle an der Wendeschleife bzw. dem heutigen Rastpfuhl-Carrée zog sich bis 1966 hin.

Knappenrothschule 1955
Quelle und ©: Landesbildstelle Saarland im LPM (Klippel, Marcel)
Abb. 13.2.1: Knappenrothschule 1955 nach Fertigstellung des ersten Bauabschnitts
                    (höher aufgelöste Grafik als PDF-Datei)

Bauliche Entwicklung der Knappenrothschule

Abb. 13.2.2: Bauliche Entwicklung der Knappenrothschule

Bis zur Inbetriebnahme der Turnhalle musste der Turnunterricht in der unteren Wandelhalle oder im Kellergeschoss der Schule stattfinden. Für Leichtathletik und Feldspiele benutze man den Sportplatz östlich der Eifelstraße, für den Schwimmunterricht im Rahmen des Sportunterrichts das neu gebaute Hallenschwimmbad in der Rastbachschule.
Die Knappenrothschule wurde mit dem Schuljahr 1988/89 zur Ganztagsgrundschule.
Der Gebäudekomplex mit Kunst am Bau von Paul Schneider, Helmut Collmann, Fritz Zolnhofer, Wolfram Huschens und Mia Münster steht heute unter Denkmalschutz.
Die Schule an der Moselstraße wurde Mitte der 1960er Jahre mit Mitteln der „Aktion Sorgenkind" für Kinder mit geistiger Behinderung umgebaut und 1967 bezogen. Das Gebäude wurde zunächst gleichzeitig als Tagesstätte und als Sonderschule genutzt, ab 1978 nur noch als Sonderschule. In den Jahren 1979 bis 1981 wurde die Schule baulich erweitert. Wegen andauernden Platzproblemen suchte man Anfang des neuen Jahrtausends nach einer Ausweichmöglichkeit. Als Lösung fand man eine ehemalige Hauptschule in Heusweiler, die nach entsprechenden Umbauten im Jahr 2010 bezogen werden konnte. Der größere Standort Heusweiler wurde damit zum Hauptsitz, die Schule an der Moselstraße zur Außenstelle. Im Zuge dieser Neuordnung erhielt die Schule auch ihren heutigen Namen "Friedrich-Joachim-Stengel-Schule - Förderschule geistige Entwicklung."
In der schulbetriebsfreien Zeit wird das Gebäude auch für Volkshochschulkurse und für den Vereinssport genutzt.


Quellen:

  1. Kölling, Heinz: Edwin Herrgen: Als Schüler schippte er im Panzergraben - Zeitzeugen erzählen vom jähen Ende ihrer Jugend. Saarbrücker Zeitung vom 22.10.1994
  2. Stürmer, Klaus: Die Schule für Gesitigbehinderte Saarbrücken - eine besondere Schule im Wohngebiet Rastpfuhl.
    In: Der Rastpfuhl - Geschichte eines Siedlungsgebietes und seiner Bewohner. Herausgeber: Deutscher Siedlerbund Landesverband Saarland e.V., Siedlergemeinschaft Saarbrücken-Rastpfuhl e.V., Volkshochschule Stadtverband Saarbrücken. November 1999, S. 139-142
  3. N.N.: Die Rastpfuhler Schulgeschichte. In: ebenda S. 218-222
  4. Grund, Heinried: Schulchronik Grundschule Rastpfuhl. Online auf der Homepage der Freiwilligen Ganztagsgrundschule Rastpfuhl
  5. Barfuß zur Schule - Kinder erforschen die Vergangenheit der Grundschule Rastpfuhl. Saarbrücker Zeitung vom 17.11.2003
  6. Denkmalliste Malstatt. PDF-Datei auf saarbruecken.de
  7. Dimmig, Oranna: 60 Jahren Kunst im öffent­lichen Raum der Landeshauptstadt Saarbrücken von Paul Schneider 1952 bis 2012. Artikel im Online-Kunstlexikon Saar.
  8. Der Kultur- und Lesetreff Knappenroth wurde drei Jahre alt. Saarbrücker Zeitung vom 26.10.2001
  9. Turnverein Rußhütte et al. (Hrsg,): 300 Jahre Rußhütte – 1721–2021

13.2.2 Kirche St. Paulus
Nachdem im 2. Weltkrieg sowohl die katholische Kirche St. Josef als auch die von Norden dorthin führende Josefsbrücke zerstört wurden, suchte man für die Gläubigen im oberen Malstatt nach einer kurzfristigen Ersatzlösung für ein Gotteshaus. Schon 1945 konnte dazu von der Fa. Röchling eine Holzbaracke erworben und auf dem Pariser Platz schräg gegenüber dem heutigen Standort aufgestellt werden.  Die Notkirche wurde nach dem Apostel Paulus benannt und blieb bis 1958 an ihrem Platz.
In der Zwischenzeit wurden Pläne für einen Neubau entwickelt, die mit dem Bau der Kirche von 1959 (Grundsteinlegung:  01. Mai) bis 1961 (Einweihung: 3. Dezember) umgesetzt wurden. Der Hallenbau nach den Plänen des Trierer Architekten Professor Fritz Thoma hat die für die Bauzeit ungewöhnlich großen Abmessungen von 33 m x 32 m im Grundriss und 18 m in der Höhe. Das stützenlose Spannbetondach, eines der ersten dieser Art in Europa, machte jedoch aufgrund von Konstruktionsfehlern und Materialmängeln zunehmend Probleme, so dass 1979 das konkave Dach durch ein konvexes ersetzt wurde. Wegen baulicher Mängel musste dann im Februar 2005 auch noch der Glockenturm abgerissen werden. Die Glocken wurden verkauft und läuten nun in Remagen. Außerdem kam es in den Jahren 1978 bis 1982 zu weiteren Umgestaltungen nach den Plänen des Architekten Peter van Stipelen.

St Paulus
Abb. 13.2.3: St. Paulus nach Umbau und Abriss des Glockenturms
(größeres Foto als PDF-Datei: auf das Bild klicken!)
St Paulus Innenansicht
Abb. 13.2.4: St. Paulus Innenansicht
(größeres Foto als PDF-Datei: auf das Bild klicken!)

Bemerkenswert sind auch die insgesamt 500 Quadratmeter großen Glasfenster an der Westseite der Kirche, die in den 1960er Jahren von dem saarländischen Künstler Boris Kleint gestaltet wurden.
Im Jahr 2000 wurde die Saarbahn-Haltestelle an der Kirche "Pariser Platz/St. Paulus" benannt.
Seit dem Jahr 2011 wird in Erwägung gezogen, die Kirche abzureißen und durch einen einfachen Neubau für eine nicht-kirchliche Nutzung zu ersetzen.

Quellen:

  1. Webseite der katholischen Pfarrgemeinde St. Josef in der Pfarreiengemeinschaft Saarbrücken Malstatt
  2. Kölling, Heinz: Anfänge in zwei Baracken. Saarbrücker Zeitung vom 25.01.1999
  3. Faas, Walter: Drei Inseln in der Weite des Kirchenraumes. Saarbrücker Zeitung vom 27.03.2010
  4. Rolshausen, Martin: Wird St. Paulus für einen Neubau abgrissen? Saarbrücker Zeitung vom 29.01.2011
  5. Informationen über die Pfarrkirche St. Paulus im Online-Kunstlexikon Saar
  6. Marlen Dittmann, Marlen: Kirchenbauten der Nachkriegszeit in Saarbrücken - Die katholischen Pfarrkirchen St. Mauritius, St. Pius und St. Paulus. Herausgegeben vom Kulturdezernat der Landeshauptstadt Saarbrücken, Verlag St. Johann GmbH, Saarbrücken, 2014. ISBN 3-938070-85-4


13.2.3 Kirche und Kloster St. Antonius
Am 19. März 1920  kauft der Franziskanerorden zum Preis von 110.000,- Mark vom damaligen Eigentümer Hans Schirra ein  Grundstück mit Garten auf dem Rastpfuhl, das in etwa der heutigen Adresse Rastpfuhl 12/12a entspricht. Das Grundstück hat eine Fläche von 3.475 m² und war mit der Gastwirtschaft Ludwig bebaut, s.a. Kap. 12.1.3 Dienstleistungsbetriebe - Gaststätten. In der Zeit bis September 1920 errichten die Franziskaner eine Kapelle und erledigen verschiedene Umbauten. Im Jahr 1924 werden als Bauplatz für ein Kloster angrenzende Waldflächen mit der Gesamtgröße von 20.000 m² hinzugekauft. Der Wald wurde jedoch erst ab 1927 gerodet, der erste Spatenstich für die Errichtung eines Klosters folgte am 21. April 1929. Während die Klosterkirche bereits im Dezember 1929 fertiggestellt und am 15. Dezember eingeweiht  werden konnte, zogen sich u.a. wegen Geldmangel die Bauarbeiten des Klosters bis Ende Juni 1930 hin. Kloster und Kirche wurden benannt nach dem heiligen Antonius von Padua benannt. Architekt der schlichten Bauten war Moritz Gombert aus Saarbrücken in Zusammenarbeit mit Baurat Hoferer aus Völklingen.
Im Krieg wurden Kirche und Kloster durch einen Luftangriff in der Nacht vom 4./ 5. Oktober 1944 schwer getroffen. Das Klostergebäude wurde 1948 abgerissen und später durch einen Neubau ersetzt. 1964/65 wurde das Gebäude für die Nutzung als Bildungsstätte (Katholischen Hochschule für soziale Arbeit) umgebaut, s.a .Kap. 12.2.4 (Fach-)Hochschule.
Die Kirche wurde nach Kriegsende wieder aufgebaut, stand aber erst 1947 wieder für den Gottesdienst zur Verfügung.

St. Antonius
Abb. 13.2.5: St. Antonius

Kirche und Kloster wurden im Jahr 1965 von den Franziskanern an das Bistum Trier verkauft. Mit den Mitteln aus dem Verkauf bauten die Franziskaner im Rhönweg 6 ein neues Gebäude, das 1966 bezogen werden konnte und als franziskanischen Bildungsstätte und Kloster genutzt wurde. Aufgrund des fehlenden Nachwuchses und aufgrund fehlender Mittel für die Sanierung wurde schließlich das Gebäude im Rhönweg zum 1. Mai 1999 an die Caritas Trägergesellschaft Saarbrücken (cts) verkauft, das Kloster mit der Verabschiedung der Franziskaner am 13. Juni 1999 geschlossen.
Im ehemaligen Klostergarten wurde in den Jahren 1963/64 ein "Internationalkolleg" mit Wohnheim für Auszubildende aus hauptsächlich afrikanischen Missionsgebieten errichtet. 1974 wurden Gebäude und Grundstück an das Saarland verkauft und von der Caritas angemietet. Von Mitte 1987 bis Ende 1999 befand sich in dem Haus Rußhütter Straße 8a u.a die Landwirtschaftskammer des Saarlandes. Heute nutzt die Caritas das Gebäude als Schulzentrum, s.a. Kap. 12.2.3 Berufsbildende oder -begleitende Schulen.

Lageplan St Antonius u ehemaliges Kloster
Abb. 13.2.6:
Lageplan St. Antonius

Quellen:

  1. Webseite der katholischen Pfarrgemeinde St. Josef in der Pfarreiengemeinschaft Saarbrücken Malstatt
  2. N.N.: Franziskaner auf dem Rastpfuhl. In: Der Rastpfuhl - Geschichte eines Siedlungsgebietes und seiner Bewohner. Herausgeber: Deutscher Siedlerbund Landesverband Saarland e.V., Siedlergemeinschaft Saarbrücken-Rastpfuhl e.V., Volkshochschule Stadtverband Saarbrücken. November 1999
  3. Informationen über die Pfarrkirche St. Antonius von Padua im Online-Kunstlexikon Saar
  4. Faas, Walter: Kirche des einfachen Lebens.  Saarbrücker Zeitung vom 19.03.2016
  5. Quack, Brigitte: Buntglasfenster von St. Antonius zeigen legendäre Franziskaner Katholische Pfarrkirche huldigt heiligem Franziskus. Saarbrücker Zeitung vom 22.08.2011
  6. Löffler, Karin: Ordensbrüdern fällt der Abschied schwer - Das Franziskanerkloster auf dem Rastpfuhl schließt nach 33 Jahren seine Pforten. Saarbrücker Zeitung vom 04.05.1999
  7. Kloster wird zu Zentrale für cts - Franziskaner geben Saarbrücker Niederlassung auf. In: Paulinus (Wochenzeitung im Bistum Trier), online
  8. Saarbrücker Zeitung vom 19.10.1999


13.2.4 Evangelische Kirche
Vor dem Bau des evangelischen Gemeindezentrums im Knappenroth gab es für Protestanten nahe des Rastpfuhls nur die Kirche in Alt-Malstatt, die evangelische Matthäus-Kirche in Burbach und ab 1937 auch die evangelische Kirche auf der Rußhütte. Nach den Zerstörungen am Ende des Zweiten Weltkriegs fanden die Gottesdienste zunächst in der Gastwirtschaft Sossong in der Lebacher Straße 143 und in einem Saal auf der Rußhütte statt, ab 1947 in der Notkirche an der Rheinstraße Ecke Lebacher Straße wo heute die katholische Kirche St. Paulus steht. Ab 1949 konnten die Rußhütter, ab 1954 die Malstatter und und ab 1956 die Matthäus-Kirche wieder genutzt werden.

Notkirchen am Pariser Platz
Quelle und ©: Landesbildstelle Saarland im LPM (Klippel, Marcel)
Abb. 13.2.7:
Notkirchen Ecke Rheinstraße / Lebacher Straße (Aufnahme von 1955)
1: evangelische Notkirche,  2: katholische Notkirche
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evangelische Notkirche
Abb. 13.2.8:
Evangelische Notkirche Ecke Rheinstraße / Lebacher Straße (Quelle: ZAM (Zukunftsarbeit Molschd))
Bild mit höherer Auflösung (PDF-Datei, 270 kB)

Nach der Fertigstellung im Jahr 1959/60 wurde der Gottesdienst auch im Keller des evangelischen Kindergartens Im Knappenroth 1 abgehalten. Der Konfirmanten-Unterricht und die Konfirmation blieben jedoch weiterhin die vorher genannten Hauptkirchen ausgelagert.
Erst im Jahr 1995 erhielt der Rastpfuhl mit dem Bau des Gemeindezentrums im Knappenroth 1 eine vollwertige Kirche. Neben dem Kindergarten, dem Pfarrhaus und dem Kirchenbau in der Rotunde gehört heute auch das "Streetcafé" (Jugendclub) im Keller zum Gemeindezentrum.

evangelische Kirche Knappenroth
Abb. 13.2.8: Evangelische Kirche im Knappenroth 1


Quellen:

  1. Webseite der Evangelischen Kirchengemeinde Malstatt
  2. Kurze Geschichte der evangelischen Kirchengemeinde Malstatt, online, PDF, 10kB
  3. Molschder Blatt Herbst 2017, S. 13